Die optimale Einfahrphase für schnelles Pflanzenwachstum
In dem letzten Artikel habe ich dir gezeigt, wie du die perfekten Pflanzen für dein Aquascape auswählst. In diesem Artikel geht es darum, was die Einfahrphase im Aquarium bedeutet und wie sie genau abläuft.
Was ist die Einfahrphase?
Die Einfahrphase bezeichnet die ersten Wochen nach dem Start eines Aquariums. Wichtig hierbei zu berücksichtigen ist, dass die Einfahrphase in jedem Becken anders verlaufen kann. In der Einfahrphase müssen vor allem Bakterienkulturen aufgebaut werden, gerade Bakterien, die für den Stickstoffkreislauf gebraucht werden. Im Aquarium entstehen Eiweißverbindungen, die Stickstoffe enthalten. Generell: Ohne Stickstoff kein Pflanzenwachstum. Die Eiweißverbindungen können abgestorbene Pflanzen sein, aber auch nicht gefressenes Fischfutter. Die Bakterien bauen nun diese Abfallprodukte ab. Zu Beginn hat dein Aquarium jedoch noch nicht ausreichend Bakterien und kein Abfall. Somit muss dieser Prozess erst einmal zum Laufen gebracht werden. Dies wird als Einfahrphase bezeichnet. Wo sind die Bakterien zum Großteil angesiedelt? Hauptsächlich sitzen bzw. bilden sich diese Bakterien im Filter und auf dem Bodengrund.
Bakterien, die gutes bewirken
Wenn du jetzt dein Aquarium gestartet hast, gibt es noch nicht viele Abfälle. Was es jedoch immer geben wird, sind organische Abfälle, wie zum Beispiel Blätter von den Pflanzen. Auch im Soil befinden sich bereits Abfallprodukte, die diesen Vorgang antreiben sollen. Die Bakterien bauen aus den Abfallprodukten den Stickstoff ab und dieser wird zu Ammonium (NH4) weiterverarbeitet. Ammonium ist nicht schädlich für dein Aquarium. Ist dein Wasser leicht alkalisch (liegt der pH-Wert also über 7) werden die Stickstoffverbindungen zusätzlich auch in Form von Ammoniak (NH3) gebildet.
Nitritvergiftung und wie du sie vermeidest
Im Aquarium befinden sich nun auch Ammonium und Ammoniak. Dadurch beginnt die erste Stufe des Nitrifikations-Prozesses. Hierbei werden Ammonium und Ammoniak zu Nitrit (NO2) umgewandelt. Das geschieht durch die sogenannten Nitrosobakterien. Nitrit ist ebenfalls hochgiftig für alle Tiere, die Blut im Körper haben, denn Nitrit lagert sich in den roten Blutkörperchen, auch Erythrozyten an und verhindert somit die Sauerstoffaufnahme der Tiere. Es kann zu einer Nitritvergiftung bei den Tieren kommen, wodurch sie ersticken. Ein Anzeichen einer Nitriertvergiftung kann das Schwimmen der Tiere sehr weit oben an der Wasseroberfläche sein. Diese versuchen dort Luft zu schnappen. Solltest du bei deinen Tieren eine Nitritvergiftung feststellen, kannst du dem Nitrit mit Hilfe von Kochsalz (NaCl) entgegenwirken. Hierbei solltest du eine Dosierung von 0,05 – 0,1 Gramm pro Liter benutzen. Wichtig ist, dass du auf keinen Fall zu viel Salz nimmst, sonst hast du ein Meerwasserbecken, was deine Süßwasserpflanzen nicht vertragen werden. Die geringen Mengen an Chlorid führen nun dazu, dass die Fische trotz der Nitritvergiftung weiterhin Sauerstoff aufnehmen können. Das ist demnach die schnelle erste Hilfe, behebt jedoch das Problem des Nitritüberschusses noch nicht. Um Nitrit ganz loszuwerden, muss die Ursache eliminiert werden. Dazu sind weitere Bakterienstämme notwendig, zum Beispiel Bakterienstämme der Gattung Nitrospira. Diese wandeln dann hochgiftigen Nitrite in Nitrate (NO3) um. Nitrate sind ungefährlich für dein Aquarium. Außerdem ist Nitrat ein guter Dünger für deine Pflanzen.
Der geschlossene Stickstoff – Nitrit – Nitrat Kreislauf
Somit ist der geschlossenen Kreislauf vollständig. Das Nitrat wird von den Pflanzen aufgenommen. Irgendwann stirbt ein Blatt ab und der ganze Prozess beginnt durch die Bakterien durch das Bilden von Nitrit erneut von vorne. Der ganze Prozess ist zudem wichtig für die Schadstoffbekämpfung und das Überleben, sowie die allgemeine Gesundheit der Tiere im Aquarium.
Können Schnecken und Garnelen in der Einfahrphase ins Aquarium gesetzt werden?
Nitrit ist, wie weiter oben beschrieben, gefährlich für Tiere mit Blut. Das bedeutet auch, dass Schnecken oder wirbellose Tiere nicht auf Nitrit reagieren. Somit kann die Sauerstoffaufnahme dieser Tiere nicht beeinträchtigt werden. Aus diesem Grund kannst du Schnecken und Garnelen schon etwas früher in das Aquarium einsetzen als Fische.
Woher weißt du, wann dieser Vorgang abgeschlossen ist?
Durch zu viel Nitrit wird dir gezeigt, dass dein Aquarium noch nicht stabil läuft und etwas mit deinem Stickstoffkreislauf nicht in Ordnung ist, dass es also noch kein richtiges Gleichgewicht gibt. Normalerweise dauert dieser Vorgang 2–4 Wochen, bis ein Gleichgewicht in deinem Aquarium herrscht. Mit der Zeit wirst du immer mehr Nitrit nachweisen können, das ist am Anfang auch völlig normal. Irgendwann ist so viel Nitrit vorhanden, dass sich somit die nächsten Bakterienstämme bilden können, diese wandeln das Nitrit in Nitrat um und der Nitritwert sinkt wieder. Das ist der sogenannte Nitritpeak. Wenn du diesen Punkt beim regelmäßigen Messen der Wasserwerte in deinem Aquarium erkennst, dass also der Nitrit Peak steigt und dann wieder sinkt, ist der Stickstoffkreislauf abgeschlossen. Es kann jedoch auch vorkommen, dass du kein Nitritpeak erkennst, selbst nach 4 Wochen. Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Stickstoffkreislauf nicht funktioniert. Nach 4 Wochen würde ich dir empfehlen, dass du trotzdem Tiere vorsichtig einsetzt und schaust wie sie das Wasser vertragen (siehe weiter oben). Ansonsten, falls du dir ganz sicher sein möchtest, machst du alle paar Tage einen Nitrittest. Wenn dein Nitritwert nach dem erstmaligen Anstieg wieder null ist, kannst du Fische einsetzen.
Einfahren deines Aquariums: Die Algenphasen
Ein zweiter wichtiger Bestandteil der Einfahrphase sind die Algenphasen. Dieser Punkt ist natürlich auch visuell deutlich sichtbarer als der Stickstoffkreislauf. Meist folgen jedoch auch die Algenphasen einen bekannten Ablauf. Zuerst entstehen in deinem Aquarium Kieselalgen, diese erkennst du an bräunlichen Belegen. Danach werden diese Algen durch Grünalgen verdrängt. Diese können in Form von Fadenalgen oder auch einfach als grüne Belege vorkommen. Nach diesen Algen ist die gesamte Einfahrphase zumeist abgeschlossen. Die Algenphasen dauern für gewöhnlich länger als zum Beispiel das Einpendeln des Stickstoffkreislaufs. Die Algenphasen kann die gesamte Einfahrphase auf bis zu 12 Wochen strecken. Vor allem Geduld ist hierbei wichtig. Das Ende der Einfahrphase besitzt damit auch keinen zuvor planbaren Zeitpunkt. Wenn du keine Grünalgen mehr hast oder du siehst, dass sie immer weniger werden, kannst du davon ausgehen, dass die Einfahrphase damit abgeschlossen ist. Hinweis: Genaueres über Algen erfährst du in den nächsten Artikeln.
Pflege in der Einfahrphase
Kommen wir nun zur praktischen Umsetzung und Pflege während der ersten Wochen deines Aquariums. Wie kannst du die Einfahrphase verkürzen, ohne Probleme zu bekommen? Wenn du dein Becken mit Soil oder einem anderen Nährboden eingerichtet hast, solltest du die ersten 3–4 Wochen jede Woche drei Wasserwechsel machen, mit mindestens 50 % des Wassers austauschen.
Protipp: Was ein Nährboden ist, erfährst du in diesem Artikel: Der optimale Bodengrund.
Nach Woche 4 kannst du das ganze herunterfahren auf einen Wasserwechsel pro Woche mit weiterhin 50 % Wassertausch. Diesen Rhythmus und die Anzahl solltest du am besten immer beibehalten. Helfen kann dir dabei beispielsweise ein Wasserwechselset, dass auch die Wechselzeit deutlich verkürzt. Hast du ein Aquarium mit keinem Soil, also zum Beispiel mit Kies, dann reicht es, wenn du von Anfang an nur einen Wasserwechsel mit 50 % pro Woche machst. Generell sind mehr Wasserwechsel immer besser für dein Aquarium. Bei dem Auftreten der ersten Algen kannst du ebenfalls mit Wasserwechseln dem entgegenwirken. Algenphasen vermeiden, kannst du damit jedoch nicht. Es kann sein, dass du Glück gehabt hast und einfach keine auftreten. Mit vermehrten Wasserwechseln kannst du dafür sorgen, dass die Algenphasen leichter verlaufen. Du solltest immer beim Wasserwechsel darauf achten, dass du vorher die Scheiben von innen reinigst und das Hardscape gegebenenfalls abbürstest. Umso so sauberer dein Aquarium, desto wahrscheinlicher vermeidest du schwere Probleme mit den Algen. Diese Maßnahmen führst du für die ersten 12 Wochen aus.
Die besten Tipps für eine Einfahrphase ohne oder mit weniger Algen (und darüber hinaus)
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Bürste das Hardscape ab, bevor du das Wasser abgesaugt hast. Dann kannst du die ganzen frei gewordenen Algen mit dem Wasser absaugen.
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Mehr Pflanzen einsetzen. Das erzeugt Biomasse und nimmt den Algen Nährstoffe weg.
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Früh Schnecken einsetzen. Schnecken fressen die ersten aufkommenden Algen. Durch ihre Ausscheidungen sorgen sie dafür, dass der Stickstoffkreislauf schneller in Gang kommt.
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Wasserwechsel so oft wie möglich, insbesondere wenn Algen sichtbar sind die Anzahl der Wasserwechsel erhöhen.
Fazit
Sowohl die Algenphasen als auch der Stickstoffkreislauf sind elementare Bestandteile der Einfahrphase. Auch wenn sich die Einfahrphase im Aquarium nicht vermeiden lässt, kann diese mit den richtigen Handgriffen schneller und sauberer durchgeführt werden. Nächste Woche setzen wir uns mit 2 noch schnelleren Startmethoden für ein Aquarium auseinander. Sei gespannt! Lasst gerne noch ein Feedback unter dem Artikel da und folgt uns auf Instagram und Facebook, um keine weiteren Themen zu verpassen.
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